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Trockenheit: Situation in Südtirol noch im grünen Bereich

Die Trockenheit in Südtirol hält sich auch bei diesen langanhaltenden heißen Temperaturen bis auf Ausnahmen in Grenzen.

Um Schäden wegen der Trockenheit in der Landwirtschaft abzuwenden, wurde soviel Wasser für die Bewässerung aus dem Wolfsgrubener See entnommen, dass der Wasserspiegel um eineinhalb Meter gesunken ist. Foto: LPA/Biologisches Labor
Um Schäden wegen der Trockenheit in der Landwirtschaft abzuwenden, wurde soviel Wasser für die Bewässerung aus dem Wolfsgrubener See entnommen, dass der Wasserspiegel um eineinhalb Meter gesunken ist. Foto: LPA/Biologisches Labor

Anders stellt sich die Lage im Unterlauf der Etsch dar: Dort wurde in diesen Tagen ein erster Schwellenwert bei den Warnstufen für Dürre erreicht, berichtet Roberto Dinale, stellvertretender Direktor im Hydrographischen Amt der Agentur für Bevölkerungsschutz: An der Messstation in Boara Pisani in der Provinz Padua in der Region Veneto ist der Wasserpegel der Etsch unter 100 Kubikmeter pro Sekunde gesunken. Dies hat zur Folge, dass das Meerwasser weit in den Flusslauf hereindrückt. Dadurch wird die Wasserqualität negativ beeinflusst. Die Trinkwassergewinnung wird beeinträchtigt und Felder können nicht mehr mit Wasser aus dem Fluss bewässert werden, da dieses zu salzhaltig ist. Kritisch wird die Situation bei einem Wert von unter 80 Kubikmetern pro Sekunde.

Lage durch Gewitter entschärft

In diesen Tagen hat ein Schreiben der Ständigen Beobachtungsstelle über die Wasserressourcen in den Ostalpen die Umweltagentur in Bozen erreicht und diese Situation in der Etsch hingewiesen. In dieser Beobachtungsstelle arbeiten die Länder Südtirol und das Trentino mit den angrenzenden Regionen zusammen, um einerseits Informationen bereitzustellen und bei Bedarf abgestufte Maßnahmen zu setzen. Die Lage wird derzeit durch immer wieder lokal auftretende Gewitter mit Regengüssen entschärft. Da die Gewitterneigung laut Wetterprognose anhält, wird die Trockenheit voraussichtlich nicht gravierender.

Rekordabflüsse im April und Mai

Die Trockenheit im heurigen Jahr, erläutert der Direktor der Landesagentur für Umwelt  Flavio Ruffini, unterscheide sich deutlich von jener im Vorjahr: "Heuer haben wir trotz eines feuchten, nassen und schneereichen Winters ein Problem: Durch den milden April haben sich die Schmelzwasserabflüsse um zwei Monate nach vorne im Jahr verschoben. Wir hatten im April und Mai Rekordabflüsse, wie wir diese sonst nur im Juni und Juli verzeichnen." Die Trockenheit 2017 gehe hingegen auf einen sehr trockenen Winter zurück, der dazu geführt habe, dass im Frühjahr bei hohem Bedarf an Frostberegnung nicht genügend Wasser in den Gewässern war. Der Abfluss in der Etsch war aufgrund fehlender Schneeschmelze gering. Im Einzugsgebiet der Etsch führte dies daher zu zu einer außergewöhnlichen Trockenheit mit einer großen Trinkwasserkrise im Unterlauf der Etsch, im Deltagebiet im Veneto. Dort wird das Trinkwasser über Pumpen aus dem Nahbereich der Etsch gepumpt; dafür sind mindestens 80 Kubikmeter pro Sekunde als Durchfluss Voraussetzung.

Trockenheit ist relativer Begriff

"Trockenheit", unterstreicht Umweltagenturdirektor Ruffini, "ist ein relativer Begriff und hängt nicht nur von der natürlichen Wasserverfügbarkeit ab. Es ist ein Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage: Auch bei einem über die Jahre konstanten Angebot kann es zu Trockenheit kommen, wenn die Nachfrage nicht nachhaltig zunimmt." Auch wenn die jährliche Wasserverfügbarkeit sehr hoch ist, kann sie saisonal doch limitiert sein. Zumeist steigt bei geringer natürlicher Wasserverfügbarkeit - also bei Trockenheit - der Bedarf zur Wasserentnahme aus den Gewässern.

Bei einer Wasserverfügbarkeit von rund 5000 Millionen Kubikmetern im Jahr in Südtirol ist der größte Verbraucher die Landwirtschaft mit 150 Millionen Kubikmeter und damit drei Prozent; es folgt die Industrie mit 50 Millionen Kubikmeter (ein Prozent), Trinkwasser mit 45 Millionen Kubikmeter (ein Prozent); für die Schneeerzeugung werden 9 Millionen Kubikmeter (0,2 Prozent) verbraucht. Die Daten beziehen sich auf das vergangene Jahr 2017.

Landwirtschaft ist größter Wasserverbraucher

"Der größte Verbraucher ist ohne Zweifel die Landwirtschaft", unterstreicht Ruffini: "Ihr Bedarf steigt gerade in Zeiten geringerer natürlicher Verfügbarkeit. Hier muss man massiv den Umstieg auf Tropfbewässerung vorantreiben. Dies kostet natürlich Geld, aber es ist mittelfristig die einzige Möglichkeit, den Verbrauch zu drosseln. Auch Speicherbecken sind nötig. Damit kann man steuern und den verbleibenden Bedarf lenken. Speicher sollten aber Hand in Hand mit einem effizienten Wassereinsatz, also dem Umstieg auf Tropfbewässerung, gehen. Außerdem sollte man auch einmal über auf dem Verursacherprinzip beruhende Wassergebühren in der Landwirtschaft nachdenken. Damit kann eine Steigerung der Effizienz sicherlich gefördert werden", betont der Umweltagenturdirektor.

Folgen des Wassermangels

Der Wassermangel wirkt sich derzeit auf kleinere Wasserkraftwerke aus, die deshalb ihren Betrieb einstellen mussten, wie etwa in Freienfeld. Diese Probleme wirken sich auch auf die Bewässerungsanlagen aus, die mit Kleinkraftwerken zusammenhängen.

Dürre droht vor allem auf Hochplateaus, berichtet Ruffini. Schwierigkeiten in der Trinkwasserversorgung gibt es derzeit in Jenesien. Am Ritten wurde dem Wolfsgrubener See so viel Wasser für die Beregnung auf landwirtschaftlichen Flächen entnommen, dass der Wasserspiegel um eineinhalb Meter gesunken ist. In Villanders ist die Wasserversorgung unter Kontrolle, Trinkwasser wird dort auch aus einem Wasserbehälter zugeführt. Leicht kritisch wird sich die Situation in nächster Zeit Kalterer See gestalten, wo vom Landesamt für Gewässernutzung ein spezielles Monitoring durchgeführt wird.

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